Eine unvergessliche musikalische Studienfahrt

von Julian Backes, Johanna Kraechter und Eduard Menzel

 

„Ich versichere sie,

daß hier ein Herrlicher Ort is – und für mein Metier der beste Ort von der Welt“,

schrieb W. A. Mozart im April 1781 an seinen Vater in Salzburg.

 

Zu diesem herrlichen Ort  begaben sich im Mai 2017 auch das Hauptorchester und das fortgeschrittene Blockflötenensemble des Friedrichsgymnasiums. Eine schöne Studienfahrt sollte es werden mit kulturellen, historischen und kulinarischen Höhepunkten. Dabei lag natürlich die Musik im Fokus, die in ganz Wien stets präsent ist und ausgelebt wird.

Nachdem wir recht pünktlich aus Kassel abgefahren waren, begann es auf der Fahrt zu regnen, doch das verdarb weder Schülern noch unseren Lehrern Herr Menzel und Frau Maxara die Laune. Einige Stunden später erreichten wir die Hauptstadt Österreichs bei gutem Wetter, so dass der erste Spaziergang zum Kennenlernen der Stadt und zum Abendessen auch wieder von der wärmenden Sonne begleitet wurde.

Am nächsten Morgen trafen wir uns nach einem leckeren Frühstück vor der Jugendherberge, um an diesem Tag einige Sehenswürdigkeiten in der gut zu Fuß erreichbaren Innenstadt zu erkunden. So besichtigten wir zu Beginn das Mozarthaus, in dem Mozart in seiner erfolgreichen Wiener Zeit selbst gewohnt hat. Durch eine Führung und Audioguides konnten wir einen guten Eindruck vom damaligen Leben gewinnen und dabei – quasi nebenher – allerlei Musik hören, die Mozart komponierte. Doch nicht nur Musik war an diesem Tag gefragt. Auch das Hundertwassermuseum mit vielen farbenfrohen Gemälden des Künstlers und das Museum über die römische Siedlung Vindobona, die im Bereich der heutigen Stadt Wien gebaut worden war, gaben uns einen Eindruck über die kulturelle und historische Vielfalt Wiens.

Bei einer Orchesterfahrt nach Wien darf auf gar keinen Fall der Besuch einer Operette und einer Oper fehlen. Dank der großzügigen Unterstützung des FG-Fördervereins, der uns die Mittel für die zwei Veranstaltungen zur Verfügung stellte, konnten wir zwei wunderbare Abende erleben. In der Volksoper wurde die Operette „Der Bettelstudent“ gespielt, ein Werk, die viel zum Lachen und Schmunzeln bietet. Der Besuch der „Hochzeit des Figaro“ in der Wiener Staatsoper am nächsten Abend musste allerdings erst verdient werden. Da reguläre Karten für uns viel zu teuer sind und der Abend auch seit Monaten ausverkauft war, stellten wir uns vier Stunden vor Aufführungsbeginn an einer kleinen Seitenpforte der Staatsoper für Stehplatzkarten an. Eine atemberaubende Sicht auf die Bühne direkt hinter den besten Sitzplätzen, eine Aufführung in einem der schönsten Opernhäuser der Welt und die ausgezeichnete musikalische Qualität ließen die Strapazen des mehrstündigen Stehens etwas in den Hintergrund treten. Der Besuch dieser Oper war ein besonderes und tolles Erlebnis, auch wenn jedem Schüler (und auch den Lehrern) am nächsten Tag die Füße wehtaten.

Doch was wäre die Musik ohne ihre Komponisten?

Die Komponisten des 18. und 19. Jahrhunderts prägten die Stadt Wien sehr stark mit ihrer Musik und hinterließen dort überall ihre Spuren. So haben wir bei kurzen, aber sehr schönen Spaziergängen durch die inneren Stadtbezirke Wiens an sehr vielen Orten kleine Museen über die Komponisten besucht, die meist in ehemaligen Wohnungen eingerichtet sind, oder auch an vielen Denkmälern oder Gedenktafeln halt gemacht, die an das vielfältige Leben und Werk der Musiker erinnern. Vor allem Haydn, Beethoven und Strauss sind wir neben Mozart auf diese Weise näher gekommen.

Wir besuchten auch viele weitere Musikmuseen, z.B. das „Instrumentenmuseum“ in der Hofburg, in dem die verschiedensten originalen Instrumente aus den verschiedensten Musikepochen zu sehen und oft auch zu hören waren. Das „Haus der Musik“, ein interaktives Musikmuseum mit vielen Exponaten zum Ausprobieren und Kennenlernen hatten wir später in Mitten der Millionenstadt fast für uns alleine, weil wir dort erst abends um 19.00 Uhr eintrafen und praktisch keine anderen Besucher mehr da waren. So konnten wir nach Herzenslust alle Stationen belegen und hatten einen vielfältigen Informationsgewinn rund um die physikalischen Eigenschaften von Klang und Musik und um die Wiener Musikszene. Zudem gab es bei Tanz- und Videoinstallationen, sowie virtuellem Dirigieren genügen Gelegenheiten, auch unserem Spieltrieb nachgeben zu können.

Das Schloss Schönbrunn besichtigten wir an einem wundervollen, warmen Tag. Nicht nur die prunkvollen Innenräume waren schön anzusehen und wieder mit Hilfe von Audioguides sehr informativ, sondern auch der riesige Park mit herrlichen Blumen, einem sich windenden Irrgarten, vielen Wasserbrunnen und einem tollen Ausblick über weite Teile der Stadt war bezaubernd.  

Am letzten Tag unseres Aufenthalts besuchten wir den Zentralfriedhof der Stadt Wien, der so groß ist, dass sogar eine eigene Buslinie dort fährt, damit die verschiedenen Bereiche erreicht werden können. Viele berühmte Persönlichkeiten sind dort begraben oder haben ein Ehrendenkmal, wie z.B. Mozart, Beethoven und Schönberg, aber auch modernere Künstler wie Falco oder Udo Jürgens. Genauso beeindruckend ist es, die verschiedenen Bereiche einfach zu durchschlendern, gibt es doch neben den christlichen Gräbern, auch Bereiche, in denen viele andere Religionen ihrer Tradition gemäß die Toten ehren.

Nach dem Friedhof fuhren wir zum Naschmarkt, der ein Flohmarkt mit langer Tradition ist. Kilometerlang zieht sich der Markt längs des Flüsschens Wien. Dort sind unzählige kleine und große Flohmarktverkäufer, genauso viele Kleidungs- und Souvenirstände und womöglich noch mehr Verkäufer von kulinarischen Spezialitäten zu finden. Auch die Zeit für eine originale Sachertorte, einer kurzen Tour durch die Wiener Shoppingmeile oder den Besuch des Stephansdoms war an diesem Nachmittag noch vorhanden.

Nun fehlte nur noch der letzte gemeinsame Abend, der nach langer Tradition „bunter Abend“ genannt wird. 50 Personen in einem viel zu kleinen Gruppenraum hatten bei bulliger Hitze viel Spaß bei Theater, Spiel und Unterhaltung und so lange wir auf die Fahrt gewartet hatten, so schnell ist sie auch wieder vergangen, eigentlich schade! 

Am nächsten Tag machten wir uns dann nach unvergesslichen Tagen in Wien mit vielen neuen Erfahrungen wieder auf den Weg zurück nach Kassel.